Mit Pferdestärken und Innovationslust
Gestüt Falkenhöh verbindet Sportpferdezucht, Tourismus und Wirtschaft
Der digitale Pferdestall, zertifiziertes Bio-Heu und die Konzeption eines funktionalen Torhauses prägen den Jour fixe an diesem Tag. Hätte jemand dieses Szenario vor zehn Jahren in Aussicht gestellt, dann hätten sie wohl lächelnd abgewunken. Doch spätestens seitdem die Tore des ersten Gestütsgebäudes für Junghengstaufzucht und Sportpferde auf Falkenhöh 2019 geöffnet worden sind, wundert das hier keinen mehr. Dr. Bernd Ciesler (63) realisiert mit seinen Söhnen Matthias (39) und Kay Christian (28) ein Pferdesportzentrum in bester Lage von Kirchlengern.
Die ersten Gestütsgebäude lassen ebenso wie die bereits eingezäunten, weitläufigen Weideflächen erahnen, unter welch hohem Anspruch das Ensemble entsteht: In der gerade begonnenen Dekade sollen die lichtdurchfluteten Stallungen auf bis zu 50 Boxenplätze für Junghengste zur Aufzucht und Sportpferde erweitert werden. Geplant ist zudem ein Wellnessbereich für die Vierbeiner mit Aquatrainer und Bio-Sauna, um auch den gesundheitlichen Anforderungen an beste Trainingsbedingungen gerecht zu werden. In einem zweiten Schritt soll das Ensemble mit dem Bau eines großen Trainings- und Turnierplatzes sowie einer bis zu 3.000 Quadratmeter großen Reithalle, die auch internationale Dressur-Turniere erlaubt, erweitert werden.
Kay Christian Ciesler ist mit der Leitung des Gestüts betraut. Der studierte Agrarökonom hat das Konzept mitentwickelt: „Falkenhöh verbindet artgerechte Pferdehaltung mit der digitalen Technik des 21. Jahrhunderts. Dazu gehört auch ein gelebter Nachhaltigkeitsgedanke. Wir verwenden deshalb zertifiziertes Bio-Heu und Hafer aus regionaler Erzeugung.“ Doch nicht nur Ernährungspläne werden auf individuelle Bedürfnisse abgestimmt und unterstützen die gesunde Entwicklung der Tiere – vielmehr steht die vielseitige Förderung, die bei den jüngsten Tieren beginnt, im Mittelpunkt der Ausbildung. Bereits hier wird der Grundstein für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Ross und Reiter in der Zukunft gelegt.
„Das klassische Gestüt neu zu denken und in OWL einen Raum zu öffnen, der Sportpferdezucht, Tourismus und heimische Wirtschaft miteinander verbindet, steht im Vordergrund unserer Planung“, erläutert Dr. Bernd Ciesler. Der promovierte Ingenieur und ehemalige Automobilmanager blickt auf eine bewegte Karriere in der internationalen Automobilindustrie zurück. Er verantwortete bis vor einigen Monaten eine Tochtergesellschaft eines deutschen Automobilkonzerns mit rund 600 Mio. Euro Jahresumsatz. Wohl nicht zuletzt aus diesen Gründen hat die Bauplanung für das Pferdesportzentrum sechs Jahre in Anspruch genommen.
Dr. Bernd Ciesler dazu: „Wir mussten einiges an Überzeugungsarbeit leisten, dass dieser Standort nahe der A30 genau der richtige ist.“ Doch bald boten die Gemeindeverwaltung sowie Kreis- und Bezirksregierung Rückenwind. „Die Volksbank saß von Anfang an mit im Sattel und begleitet das Projekt nicht nur als dynamischer Finanzierungspartner, sondern auch mit Rat und Tat.“ Dr. Bernd Ciesler weiter: „Schon aufgrund der längeren Projektphasen ist es wichtig,dass die Zusammenarbeit vertrauensvoll und auf Augenhöhe stattfindet. Für unsere Anliegen finden wir bei Firmenkundenberater Michael Mühlmeier immer ein offenes Ohr.“
2011 entstanden die ersten Pläne für die Falkenhöh. Im selben Jahr gründeten Dr. Bernd Ciesler und sein ältester Sohn Matthias eine Beratungs- und Projektentwicklungsgesellschaft, um die wachsenden Anforderungen an das Projekt zu kanalisieren. Matthias Ciesler ist seitdem für die Immobilienprojekte der Familie verantwortlich und berät darüber hinaus Wachstumsunternehmen bei ihrer Organisationsentwicklung. Matthias Ciesler: „Falkenhöh konsequent weiterzudenken, regionale Potenziale zu erkennen und Ziele zu formulieren, die den Business-Case prägen, war eine anspruchsvolle Aufgabe.“ Anfragen der heimischen Wirtschaft nach Tagungsmöglichkeiten und Räumen für Produktpräsentationen gaben schließlich den Anstoß, das Konzept abzurunden. Dazu Matthias Ciesler: „Zwischen Teuto und Wiehen fehlt ein attraktives Hotel-Resort mit leistungsfähigen Präsentations- und Tagungsmöglichkeiten, das den wachsenden Ansprüchen der Wirtschaft genügt.“
2020 liegt das fertige Konzept für das Gestütsgelände auf dem Tisch: Es soll ein Torhaus mit Tagungs-und Präsentationsräumen sowie einem Bio-Restaurant entstehen. Die Planung umfasst darüber hinaus einen Hotelbetrieb für die Gäste der Falkenhöh. Parallel zur weiteren Bauplanung ist auch ein Beteiligungskonzept in Arbeit. „Einem Engagement heimischer Unternehmer stehen wir offen gegenüber“, sagt Matthias Ciesler. Diese könnten sich als Investoren einbringen, „wenn die Chemie stimmt.“ Erste Resonanzen sind jedenfalls vielversprechend – auch weil das Beteiligungskonzept zahlreiche Chancen zur Mitgestaltung bietet.
Mehrere Jahre Planung für ein umfassendes Konzept liegen hinter
Dr. Bernd Ciesler (rechts) und seinem Sohn Matthias: Jetzt beginnt
der Auf- und Ausbau des Gestüts Falkenhöh in Quernheim.