Manche Arbeitnehmer sitzen seit Monaten im Home-Office, die wenigsten davon freiwillig. Während sich die Corona-Pandemie dem Ende zuneigt, überlegen die ersten Arbeitgeber, ob das Home-Office nicht auch ein zukunftsfähiges Modell für die künftige Organisation der Unternehmen sein könnte.
Bis zur Corona-Pandemie war „Home-Office“ für die meisten Arbeitgeber eher ein rotes Tuch, vielleicht vorstellbar für die Vertriebler, die ohnehin viel auf der Straße sind. Oder für junge Mütter, denen man die eine oder andere Routinearbeit zuweisen kann. Auch in der Krise blieben Zweifel. Viele Chefinnen und Chefs beäugten kritisch die Einhaltung der Arbeitszeiten. Und/oder die erbrachte Leistung. Oft in der Erwartung, dass abseits vom Büro nicht viel passiert.
Viele schafften mehr als erwartet
Die Ergebnisse überraschten: Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schafften daheim genau so viel wie im Büro, manchmal sogar in kürzerer Zeit. Was auch erstaunte: Viele fragten nach den ersten beiden Wochen an, wann sie ins Büro zurückkehren dürfen. Die Gründe waren vielfältig: die Kinder nervten, die Abgrenzung von Arbeit und Freizeit schwand, hier und da waren auch die Arbeitsbedingungen daheim nicht optimal – mangels Platz, mangels Schreibtisch, mangels Licht oder weil der Küchenstuhl einfach nicht für acht Stunden bequemes Sitzen gemacht ist.
Ängste geschürt – Stress gesteigert
Experten haben noch viel mehr herausgefunden: Home-Office macht Angst. Oder krank. Denn zum einen schwinden die persönlichen Bindungen, Führungskräfte bieten statt Unterstützung nur mehr Kontrolle, jeder hat das Gefühl, er bekommt nichts mehr mit von dem, was in der Firma läuft. Aus Work und Life wird im Home-Office schnell Lifework mit Mega Stress, wenn die Kinder streitend durch die Videokonferenz springen. Und Stress macht krank.
Bessere Konzepte gefragt
Wer über mehr Home-Office außerhalb der Pandemie-Zeiten nachdenkt, sollte das Thema sehr überlegt angehen: Individuell ist zu prüfen, ob der oder die Mitarbeitende das überhaupt will und wenn ja, wie man das heimische Arbeitsumfeld deutlich gemeinsam verbessern kann. Auch um das Halten der mentalen Anbindung wird man sich mehr Gedanken machen müssen. Dafür sind vor allem die Vorgesetzten gefragt, ihre Teams besser zu motivieren und empathischer zu führen. Zudem sollten Betriebe die Kosten der Heimarbeitsplätze mittragen. Eine One-size-fits-all-Lösung wird es für das Home-Office 2.0 kaum geben. Aber noch mehr Zeit, sich viel besser auf eine neue und dann hoffentlich freiwillige Aktion vorzubereiten.
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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © famveldman – adobe stock