Immer mehr zieht es zum Wohnen raus aufs Land

Leben auf dem Land

Wer im Umland der deutschen Großstädte mit Immobilien handelt, verspürt in diesen Tagen einen deutlichen Run auf das Leben auf dem Land. Die Nachfrage nach Einfamilienhäusern auf den Dörfern ist – verglichen mit der Zeit vor Corona – um 30 Prozent gestiegen, ermittelte jetzt das Portal ImmoScout24 in einer Umfrage. Doch liegt es nur an mehr Ruhe und mehr Raum, verglichen mit dem Leben in der Stadt?

Mitnichten ist die richtige Antwort. Sicher hat die Corona-Pandemie mit Home-Office und Home-Schooling bewiesen, wie wichtig ein Zuhause ist, in dem sich die Bewohner auch mal aus dem Weg gehen können. Corona hat das eigene Zuhause in den Fokus der Menschen gerückt, eventuelle Schwächen deutlich hervorgebracht. Kein Wunder, dass in diesen Tagen mehr Menschen auf der Suche nach der nächst größeren Wohnung sind.

Viele wollen nicht Mieter bleiben

Und die sollte dann Eigentum sein: Zwischen Januar 2020 und Januar 2022 kletterte die Nachfrage nach Einfamilienhäusern um mehr als 31 Prozent, die nach Eigentumswohnungen um 20 Prozent. Mietwohnungen waren in ausklingenden Corona-Zeiten nur um 9 Prozent stärker gefragt als davor, so die Analysten von ImmoScout24.

Land wird zum letzten Fluchtpunkt

Aufs Land dürfte diese Nachfrager aber nicht nur der Wunsch nach einem eigenen Garten, nach mehr Auslauf für Kinder und Tiere treiben. Hier wird auch eine gewichtige Rolle spielen, dass gerade in den letzten drei Jahren die Preise für Immobilien noch einmal deutlich angezogen haben. Und nicht nur in den Zentren und den Vorstädten. Raus aufs Land wird angesichts steigender Zinsen bei gleichzeitig steigenden Preisen zum letzten Fluchtpunkt. Hier ist für Gutsituierte noch Vieles bezahlbar, wenngleich häufig auch älter und mit einer gehörigen Portion Arbeit für die Renovierung behaftet.

Medaille mit zwei Seiten

Zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie mit Blick in Richtung Land die Ruhe, die Nähe zur Natur sowie die Chance auf einen Garten besonders ansprechen. Auf günstigere Wohnkosten in Summe bei gleichzeitig mehr Wohnfläche hoffen immerhin noch die Hälfte. 57 Prozent sind sich jedoch bewusst, dass sie deutlich weitere Wege zur Arbeit in Kauf nehmen müssen. Knapp die Hälfte befürchtet, dass die geringere Vielfalt an Kultur sowie an Einkaufsmöglichkeiten eher abschrecken.

Städtern droht Heimweh

Bleibt am Ende die Erkenntnis: Die steigende Nachfrage der Städter wird auch die Immobilienpreise im ländlichen Raum weiter nach oben drücken. Aber wohl nicht jeder, der die Vielfalt urbanen Lebens schätzt, wird auf dem Land auch dauerhaft glücklich werden.

 


Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © maxbelchenko – adobe stock