Innenstädte müssen für alle Menschen und Generationen ein lebenswertes Zuhause bieten. Dieses Ziel verfolgt eine außergewöhnliche Verbändeallianz unterschiedlicher Interessen und legt gemeinsame Positionen vor. Sie wollen den Wandel zusammen anpacken: Der Deutsche Städtetag, der Handelsverband Deutschland, die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, das Deutsche Institut für Urbanistik und der Deutsche Kulturrat machen sich stark für Innenstädte mit Zukunft. Ihr Appell richtet sich an Bund und Länder sowie alle Akteure in den Städten.
Zentrale Positionen des Papiers sind: 1. Der öffentliche Raum muss neu ausgerichtet werden für Begegnung und Erlebnis, für mehr Grün, für Handel und Gastronomie, Kultur, für emissionsfreie Mobilität, für Spiel- und Sportplätze. 2. Der Mix aus Wohnen, Arbeiten, Handel, Wirtschaften und Erleben machen die Innenstadt attraktiv und lebenswert. Die Lebensqualität der Menschen hängt entscheidend von guten Wohn-, Arbeits- und Entlohnungsbedingungen ab. 3. Kunst und Kultur locken die Menschen in die Innenstädte. Sie bieten Raum für Begegnung, Miteinander und Diskurs der Stadtgesellschaft. 4. Der Handel wird zunehmend digitaler, ist und bleibt aber zentraler Anziehungspunkt. Das neue Einkaufsverhalten führt zu Strukturverschiebungen, Strategien und Konzepte sind gefordert. Der stark mittelständisch geprägte Innenstadthandel kann die notwendigen Zukunftsinvestitionen nicht aus eigener Kraft stemmen. 5. Den Wandel zu gestalten, erfordert einen langen Atem und neue Formen des Zusammenwirkens von Bund, Ländern und Kommunen, von Zivilgesellschaft und Wirtschaft. 6. Transformationen müssen finanzierbar sein. Dafür ist ein Sonderprogramm Innenstadt des Bundes mit 500 Millionen Euro jährlich über fünf Jahre nötig.
Mehr Vielfalt in den Städten
„… Das neue Miteinander wollen die Städte gestalten, gemeinsam mit Vermietern, Unternehmen, der Kultur und allen anderen Akteuren vor Ort. Wo heute noch Autos wertvollen öffentlichen Raum zuparken, werden wir in Zukunft mehr Vielfalt haben: Plätze zum Verweilen und für Begegnung, mehr Grünflächen, Gastronomie, Spiel, Sport. Zum Wohnen und Arbeiten mit klugen Mobilitätsstationen sowie Radschnellwege, die das Umland mit dem Stadtzentrum verbinden. Städte für Menschen, das ist unser Ziel. Städte brauchen dafür die Beinfreiheit und finanziellen Spielraum für Investitionen. …“, kommentiert Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, das Papier.
Zentren brauchen den Handel
„Eine vitale und gesunde Innenstadt ohne Einzelhandel gibt es nicht und wird es nicht geben. Die Städte brauchen auch künftig attraktive Handelsunternehmen, alles andere würde zu einem massiven Bedeutungsverlust der Stadtzentren führen. … Wir brauchen ein eng verzahntes Miteinander aller Akteure, attraktive Stadtzentren sind ein Gesamtkunstwerk. Der Mix muss stimmen. Die Kommunen müssen finanziell und von den gesetzlichen Rahmenbedingungen her in die Lage versetzt werden, Konzepte mit allen Beteiligten zu erarbeiten und diese schnell umsetzen zu können. … Da muss es jetzt schnell gehen, der Handel steht bereit, den Dialog weiter fortzusetzen und konkrete Maßnahmen vor Ort zu erarbeiten“, sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer Handelsverband Deutschland (HDE).
Geld für Kommunen gefragt
„Lebenswerte Innenstädte brauchen gute Arbeit. Die Lebensqualität von Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hängt unmittelbar von ihrem Einkommen und ihren Arbeitsbedingungen ab. Die Beschäftigten des Handels, der Gastronomie, der Hotellerie, der Reisebranche, der Kurier- und Paketdienstbranche sowie der Kultur- und Kreativwirtschaft benötigen tariflich entlohnte, sozial versicherte und mitbestimmte Arbeit. Lebenswerte Innenstädte brauchen bezahlbaren Wohn-, Gewerbe- und Kulturraum und sie brauchen einen leistungsfähigen und bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr…. Um all das zu verwirklichen, brauchen wir finanziell handlungsfähige Kommunen“, lautet der Kommentar von Frank Werneke, dem Vorsitzenden der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di).
Interessenausgleich wichtig
„Innenstädte sind Orte der kulturellen Identität, der Wertschöpfung und des sozialen Miteinanders. Veränderungsprozesse müssen intelligent, kreativ und partizipativ gestaltet werden. Dieses Positionspapier steht exemplarisch für einen Prozess, der Synergien aufzeigt und einen Interessenausgleich organisiert“, so Prof. Dr. Carsten Kühl, Institutsleiter des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu)
Keine Stadt ohne Kultur
„Kultur und Stadt sind eigentlich Synonyme. Gerade die Innenstädte atmen Kultur: Buchhandlungen, Galerien oder Musikgeschäfte, Dritte Orte wie Museen und Bibliotheken, Kultur- und Kunstvereine, Musikschulen, Geschichtswerkstätten, Theater und Opernhäuser, Konzertsäle und besonders Künstlerinnen und Künstler gestalten,“ sagt unsere Innenstädte maßgeblich. Zusammen geben sie ihr ein individuelles Gesicht. Kultur ist in der Innenstadt unersetzbar, denn sie bietet Raum für Begegnung, Miteinander und Diskurs. Aber nur gemeinsam mit der Gastronomie und dem Einzelhandel werden wir die Innenstädte fit für die Zukunft machen können. Wir brauchen in den Innenstädten noch mehr gemeinsame Orte, in denen wir einander begegnen können und die für alle da sind“, sagt Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates.
Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © mediteraneo – adobe stock