Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünschen sich eine bessere Work-Life-Balance. Die Vier-Tage-Woche könnte eine Lösung sein. Wie sich die Produktivität innerhalb des Unternehmens durch ein solches Arbeitsmodell ändert, zeigt jetzt die Halbzeitbilanz der bisher weltweit größten Studie aus Großbritannien.
An dem bisher weltweit größten Pilotprojekt der Initiative „4 Day Week Global“ nahmen 73 Unternehmen mit insgesamt 3.300 Beschäftigten teil. Sie stammen aus unterschiedlichen Branchen wie Werbung, Versicherungen, Finanzen, Gesundheitswesen, Handel und der Gastronomie. Ihre Größe reicht vom kleinen Fish-and-Chips-Shop an der Küste Norfolks bis zu einem IT-Konzern mit Millionenumsatz in London. Wissenschaftlich betreut wird die Studie von Experten der Cambridge University, des Boston College und der Oxford University sowie der Denkfabrik Autonomy. Das Projekt basiert dabei auf dem 100:80:100-Modell. Und das steht für 100 Prozent des Gehalts für 80 der Zeit, im Austausch für die Verpflichtung, 100 Prozent Produktivität aufrechtzuerhalten.
Produktivität gleich oder besser
Folgende zentrale Ergebnisse erbrachte die Halbzeitbefragung, in die 41 Unternehmen ihre Erfahrungen einfließen ließen: 88 Prozent gaben an, dass die Vier-Tage-Woche für sie bisher gut funktioniere. Knapp die Hälfte (46 Prozent) vermeldete eine ungefähr gleichbleibende Produktivität, 34 Prozent erlebten eine leichte Verbesserung und 15 Prozent berichteten, dass die Produktivität sich erheblich verbessert habe. Den Übergang zu einer Vier-Tage-Woche empfand die Mehrheit der Befragten als reibungslos. 86 Prozent wollen auch nach Auslaufen des Versuchs an der Vier-Tage-Woche festhalten.
Arbeitnehmerdaten folgen
Die weiteren Ergebnisse stehen noch aus. So wollen die Forscher auch auswerten, wie Arbeitnehmende auf einen zusätzlichen freien Tag reagieren, und zwar in Bezug auf Stress und Burnout, Arbeits- und Lebenszufriedenheit, Gesundheit, Schlaf, Energieverbrauch, Reisen und viele andere Aspekte des Lebens.
Wettbewerbsvorteil zieht
Auch in Deutschland fänden 71 Prozent der Arbeitnehmer eine Vier-Tage-Woche gut, wie eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL und ergab. Mittlerweile starten immer mehr Unternehmen den Selbstversuch. Vor allem im Handwerk oder bei Montageunternehmen. Ziel ist es dann häufig, für neue Mitarbeiter attraktiver als der Wettbewerb zu sein. Diese Magnetfunktion funktioniert – solange das Arbeitszeitmodell nicht branchenweit zum Standard wird.
Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © photophonie – adobe stock