Der Zweirad-Markt boomt. Ganz vorneweg fahren die Lastenräder. Deren elektrisch angetriebene Varianten wurden im vergangenen Jahr bundesweit rund 160.000-mal verkauft. Das bedeutet einen Zuwachs von 37,5 Prozent, verglichen mit 2021. Im Teilmarkt der elektrisch angetriebenen oder unterstützten Räder nehmen die Cargobikes schon einen Anteil von acht Prozent ein.
Wer braucht oder kauft ein Lastenrad?
Lastenräder und Cargobikes werden in erster Linie gekauft, um zu prüfen, ob sich damit ein Pkw ersetzen lässt. Das bewegt vor allem junge Familien im urbanen und kleinstädtischen Umfeld, das bewegt aber auch viele Transporteure von Waren auf der „letzten Meile“ wie Kurierdienste und Lieferservices. Aber auch Handwerker und Hausmeisterdienste, die sich nur in engen Radien bewegen. Und nicht zuletzt Hundebesitzer, deren alte Freunde nicht mehr so gut zu Fuß sind.
Warum werden Lastenräder gekauft?
Die Motive für den Kauf sind vielfältig: die einen wollen ihren CO2-Fußabdruck vermindern, die anderen ihre Mobilitätskosten senken, die dritten mehr Bewegung in ihren Alltag bringen. Wieder andere wollen in der Stadt besser vorankommen, weniger im Stau stehen, einfacher einen Parkplatz finden und trotzdem auf den Wegen von und zur Arbeit Einkäufe erledigen. Oder auch nur die frische Luft auf eine ganz neue Art genießen.
Welche Typen von Lastenrädern gibt es?
Experten unterscheiden zwischen vier Grundtypen, daneben gibt es unzählige Varianten: Der bekannteste dürfte das sogenannte Bäcker- oder Postrad sein das vorne wie hinten besonders breite und stabile Gepäckträger, einen tiefen Einstieg und starke Stützen zum Abstellen bietet. Ideal für den Transport von jungen oder auch älteren Passagieren sind sogenannte Trikes, die haben hinten eines und vorne zwei Räder. Auf der vorderen Achse findet sich eine Sitzbank mit oder ohne Wetterschutz oder eine Ladebox mit oder ohne Tür. Unter „Long John“ versteht man ein einspuriges Rad, dessen Rahmen nach vorne verlängert ist. Zwischen dem vorauslaufenden Vorderrad und dem üblichen Rahmen hat eine Ladefläche oder -box Platz. Weniger bekannt sind die sogenannten Backpacker. Bei Ihnen ist der Rahmen nach hinten verlängert, das Transportgut findet Platz hinter dem Sitz.
Was kostet ein Lastenrad?
Die Preise variieren stark. Die günstigsten Modelle kosten ab 1.000 Euro aufwärts; gut ausgestattete Markenräder mit E-Antrieb und Vollausstattung kosten so viel wie ein Kleinwagen: 10.000 Euro und mehr. Manchmal ist eine Miete möglich, auch Leasing wird häufig angeboten. Wer unsicher ist, ob sich der Kauf eines Lastenrads lohnt und rechnet, kann sich im Fachhandel auch Testfahrzeuge für mehr als eine kleine Probefahrt ausleihen.
Gibt es eine Förderung für den Lastenrad-Kauf?
Das Bundesumweltministerium unterstützt bis Febuar 2024 über die BAFA den Kauf eines gewerblichen Lastenrads mit Pedelec25-Antrieb mit 2.500 Euro. Der Mietkaufist förderbar, Leasing nicht. 5.000 Euro gibt es von der Aktion Mensch, wenn ein Lastenrad für die Beförderung Behinderter genutzt wird. In NRW fördert das Wirtschaftsministerium über die Bezirksregierung Arnsberg den e-Lastenrad-Kauf in Unternehmen mit 2.100 Euro, bei Kommunen sogar mit 4.200 Euro. Für ausschließlich muskelgetriebene Räder, die deutlich günstiger sind, gibt es nur 500 Euro. Zudem bieten einige Kommunen noch eigene Fördermodelle an. Den besten Überblick haben in der Regel die Fachhändler vor Ort.
Welche Regeln müssen Cargobiker beachten?
Für Cargobiker gelten die gleichen Rechte wie für alle anderen Radfahrer. So müssen sie die Radwege benutzen, dürfen nur dann auf der Straße fahren, wenn der Radweg nicht breit genug ist. Lastenräder dürfen auf Fahrbahn oder Gehweg abgestellt werden, dürfen dort aber nicht behindern. Be- und Entladeverbote sind zu berücksichtigen. Beim Transport gilt: alle Lasten müssen gesichert sein, schwere Gegenstände gehören nach unten, leichte sollte oben durch ein Netz gehalten werden. Für die Beförderung von Menschen sind Sitze und Gurte ebenso wie Radverkleidungen Pflicht, ein Wetterschutz hilfreich. Und hierbei müssen die Fahrer oder Fahrerinnen zwingend über 16 Jahre alt sein. Helme werden sowohl für den Fahrer wie auch für die Passagiere empfohlen. Zu beachten sind auch die modellspezifischen Zuladungsgrenzen.
Was ist sonst noch wichtig in Sachen Lastenrad?
Wer damit liebäugelt ein Lastenrad zu kaufen, sollte sich vorher über das ständig wachsende Angebot informieren: Da gibt es ebenso teure wie hochwertige Markenräder aber auch die preiswerten Alternativen erobern die immer noch neu entstehenden Fachhandelsgeschäfte. Eine gute Beratung ist wichtig, auch Probefahrten sollten eingeplant werden. Im besten Fall sogar mehrere Tage lang. Denn ein Lastenrad fährt sich ohne und vor allem auch mit Last ganz anders als ein normales Zweirad. Bevor es damit mitten in den Verkehr geht, sollte man an Sicherheit im Umgang mit dem neuen Gefährt gewonnen haben.
Welche Normen gelten für Lastenräder?
Alle in Deutschland verkauften Cargobikes müssen der DIN-Norm 79 010 entsprechen. Aktuell entsteht zudem ein europäischer EN-Standard für Lastenräder. Innerhalb des Normungsgremiums beschäftigt sich eine Untergruppe auch mit der besonders kritischen Beförderung von Babys und Kleinkindern.
Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © David Fuentes – adobe stock