Auch KMU können Künstliche Intelligenz bereits einsetzen

Modellgehirn. Dadurch strömen digitale Gedanken.

Schon jetzt können Unternehmen jeder Größenordnung Künstliche Intelligenz (KI) nutzen, um sich die Arbeit leichter zu machen: Am bekanntesten ist das Sprachmodell ChatGPT des US-Unternehmen OpenAI. Das webgebundene System kann etwa auf Basis weniger Stichworte Mails und Briefe schreiben oder Stellenanzeigen texten. Die Redaktion des Unternehmer-Magazins Impulse hat jüngst 22 KI-Tools ausprobiert. Kostenlos sind viele davon nur eingeschränkt nutzbar, wer mehr will, muss in der Regel zahlen.

Helfer für das Sekretariat und den Export

Trint spart Zeit bei der Transkription, denn das Tool wandelt sowohl Audio- als auch Videodateien schnell in Text um. Starter zahlen 44 Euro im Monat und können damit sieben Dateien pro Monat in 32 Sprachen transkribieren lassen. Trint kann auch in 54 Sprachen übersetzen. DeepL Translate übersetzt Text in 31 Sprachen, die Grundfunktionen kann man ohne Anmeldung nutzen. Die kostenlose -Version des Übersetzers ist allerdings auf 3.000 Zeichen begrenzt. In der Bezahlversion können ganze PDF- und Word-Dateien sowie Präsentationen hochgeladen und übersetzt werden, ohne dass die Formatierung verloren geht. Das Starterpaket gibt es für 7,49 Euro, eine unbegrenzte Version für 49.99 Euro pro Nutzer und Monat. Und Copy.ai schreibt Texte zu jedem Anlass: Von der Einladung fürs Firmenevent, über Werbeanzeigen bis hin zur eigenen Case Study oder Stellenanzeige. 2.000 Wörter pro Monat sind nach der Anmeldung kostenfrei, ein unlimitierter Zugang kostet 36 Dollar im Monat.

Helfer für Marketing und Kommunikation

Zigmund analysiert das Kundenverhalten und erstellt ein psychologisches Profil für jeden Besucher der Internetseite. Auf dieser Grundlage schreibt das Tool Produktbeschreibungen oder formuliert vorhandene Texte um. Das soll zum Beispiel helfen, das Vertrauen in die Marke zu steigern, oder Kaufimpulse setzen, indem unbewusste Bedürfnisse durch Signalwörter und Sprachstil getriggert werden. Auf der Webseite kann man eine Demoversion bestellen, den Preis gibt es auf Anfrage. Quinvio generiert Videobotschaften. Zuerst erstellt die KI zu einer Aufgabenstellung ein Skript, das man auch noch bearbeiten kann. Danach wird ein Avatar ausgewählt, der die Videobotschaft vortragen soll. Die Videos können zum Beispiel im Marketing zur Produktbeschreibung und beim Onboarding von Mitarbeitern eingesetzt werden. Allerdings sind nur 30 Sekunden Video gratis, ein Abo kostet 29,90 pro Monat. Vista Social hat das ChatGTP von OpenAI direkt integriert. Das Tool kann Beiträge für verschiedene Social-Media-Kanäle erstellen, aber auch Captions oder Kommentare und Antworten verfassen. Die ersten 14 Tage der Nutzung sind kostenlos, danach startet das günstigste Abo-Modell bei 15 Dollar pro Monat.

Helfer für die Grafik

Canva ist ein umfangreiches Design-Tool, dessen Funktion „Magic Edit“ Bilder auf einen Befehl hin verbessert oder Objekte und Personen in das Bild einfügt. Neu ist das sogenannte „Brand Kit“, mit dem man seine Marke gestalten kann. Das umfasst die Gestaltung von Logos und die Definition des kompletten Firmen-Designs: also von Schriften, Farben und Logos. Die Grundfunktionen können kostenlos genutzt werden, einen „Pro“-Zugang gibt es ab 109,99 Euro im Monat.

Helfer für Social Media und Kundenservice

Social Comments GPT ist eine Erweiterung für den Internet-Browser Chrome, über die man Kommentarbeiträge für LinkedIn, Twitter und Instagram generieren kann. Der Vorteil: Das Symbol des Plugins wird direkt in den Kommentaren angezeigt, die Kommentare zu den Posts können also ohne Umwege dort erstellt werden. Das kann dabei helfen, auf LinkedIn und Instagram aktiver zu werden und sich ins Gespräch einzubringen. Das Tool ist kostenlos, man muss sich aber mit seinem OpenAI-Konto einloggen. Quickchat bietet einen Chat-Bot, den man nach seinen Bedürfnissen anpassen und beispielsweise in der Kundenkommunikation oder auch für interne Dienstleistungen einsetzen können, etwa in der Personalabteilung. Nach einer zweiwöchigen Testphase muss ein Abo abgeschlossen werden, das in der günstigsten Version 99 Dollar pro Monat kostet.

Helfer für effizientere Meetings

TL;dv zeichnet Zoom- und Google-Meetings auf. Das Tool kann Fremdsprachen während des Meetings übersetzen und wichtige Momente notieren. Die Videos können später auch bearbeitet und in Clips zerlegt werden. Einzelpersonen und kleine Teams nutzen eine abgespeckte Version des Tools kostenlos, wer mehr Funktionen will, zahlt mindestens 20 Dollar pro Nutzer und pro Monat. Beautiful.AI erstellt aus Text Folien, mit denen sich professionell aussehende Präsentationen bauen lassen. Das System enthält eine Bibliothek mit Schablonen und Designelementen. Auch eigene Dateien kann man hochladen und optimieren. Wer Power-Point nutzt, kann das Tool über ein Add-In nutzen. Beautful.ai ist nur für eine zweiwöchige Testphase kostenlos, danach muss ein Abo für mindestens 12 Dollar im Jahr abgeschlossen werden.

Helfer für Videos und Bilder

Dall-E2 ist eines der bekanntesten Tools, um Text in Bildern zu verwandeln. Im Gegensatz zu anderen generativen KI-Tools sind der Quellcode sowie Einzelheiten zu den Trainingsdaten und der von den Algorithmen verwendeten Gewichtung öffentlich zugänglich. Man kann die Anwendung online nutzen oder herunterladen und auf dem eigenen Computer installieren. Dall-E2 kommt wie ChatGTP von der Firma Open Ai und ist in der Grundfunktion kostenlos. Stable Diffusion ist als Open-Source-Software ebenfalls kostenlos. Hier kann man ohne Anmeldung und Download direkt direkt auf der Webseite anfangen, Bilder aus Beschreibungen heraus zu generieren. Auch Midjourney erstellt auf der Grundlage von Textbeschreibungen Kunst, Grafiken und fotorealistische Bilder – die Ergebnisse sind hier deutlich besser als bei anderen KI-Bildgeneratoren. Um das Tool zu nutzen, braucht man allerdings einen Account bei Discord, den man sich kostenlos angelegen kann. Danach kann man sich die Software entweder auf den eigenen Rechner herunterladen oder direkt im Browser nutzen.

Helfer für die Musik

Sounddraw erstellt Musikstücke von bis zu drei Minuten Länge, musikalisches Grundwissen braucht es dazu nicht. Bei der Textbeschreibung des gewünschten Stücks muss man lediglich  Genre, Stimmung und Energielevel der Musik definieren. Auch die Instrumente, die zum Einsatz kommen, kann man auswählen. Das Ausprobieren ist kostenlos, wer ein Stück runterladen will, muss ein Abo ab 17 US-Dollar pro Monat abschließen. Die Songs dürfen lizenzfrei in Videos eingebunden werden. Auch Aiva AI kreiert Musik und bietet dabei eine große Bandbreite an Genres. Die Songs können zudem sehr detailliert bearbeitet werden. Sie können außerdem eigene Kompositionen verbessern. Wer sein Urheberrecht behalten will, muss ein Abo abschließen; das günstigste gibt es für 11 Euro pro Monat.

Helfer zum Recherchieren und Daten optimieren

AlphaWatch AI kann unter anderem in der Marktforschung eingesetzt werden. Bei Recherchen hilft das Tool, die relevantesten Inhalte zu einem Thema zu sammeln. Es beschafft entsprechende Daten und zeigt die Quellen zu Rechercheergebnissen an. Wer mehr Quellen wie etwa Industriesektor-Berichte oder Aktien-Analysen als Grundlage der Recherche nutzen will, muss zahlen. Den Preis gibt es auf Anfrage. AlphaWatch versteht auch schon gut Deutsch. Perplexity funktioniert wie eine Suchmaschine. Das Tool recherchiert auf Anfrage Informationen auf der Basis von ChatGPT, greift aber auch auf Internetquellen zurück und zeigt diese unter der Antwort an. Fragen können auch auf Deutsch gestellt werden. Das Tool kann man ohne Anmeldung kostenlos nutzen. Ähnlich und ebenfalls kostenlos funktioniert das eher auf wissenschaftliche Erkenntnisse ausgerichtete Tool Consensus. Die Antworten auf Suchanfragen stammen aus wissenschaftlichen Publikationen. Die Ergebnisse werden in einfachen und verständlichen Worten zusammengefasst. Formulabot wandelt einfach formulierte Text in Formeln um, beispielsweise für Excel-Listen. Das funktioniert auch in die andere Richtung: Nutzer können sich also auch die Bedeutung einer Formel erklären lassen. In einer Gratisversion kann man fünf Formelanfragen pro Monat stellen. Einzelne Nutzer zahlen für den unbegrenzten Zugang 84 Dollar, Unternehmen 75 Dollar pro Jahr.

Helfer für mehr Ideen

Rationale hilft auf Basis des GPT-Modells bei der Entscheidungsfindung. Dafür muss man die Aufgabenstellung oder das Entscheidungsproblem kurz skizzieren , das Tool bietet dann verschiedene Analysemöglichkeiten: eine Kosten-Nutzen-Entscheidungsanalyse, Pro- und Contra-Listen, SWOT-Analysen, Multi-Options-Analysen oder Kausalkettenanalysen. Wer personalisierte Daten eingibt, bekommt auch genauere Analysen. Die KI lernt zudem aus den Entscheidungen des Nutzers, das macht die Analysen individueller. Das günstigste Abo kostet 9,99 Dollar im Monat.

Helfer für die Selbstreflektion

Replika erstellt ein digitales Ich, mit dem man sich unterhalten kann. Der Avatar kann verschiedene Rollen übernehmen, etwa Freund oder Tutor sein und beispielsweise zur Selbstreflexion oder zum Stressabbau eingesetzt werden. Nutzt man das Tool auf diese Weise, ist es kostenpflichtig: Derzeit liegt das günstigste Abo bei rund 6 Dollar pro Monat. Fragen kann man auf Deutsch stellen, die Antworten gibt die digitale Freundin allerdings noch auf Englisch.

Kleine Einschränkung zum Schluss

Bei vielen neuen digitalen Werkzeugen spricht man von generativer KI, weil die Programme selbst etwas Neues generieren. Wer sie ausprobiert, sollte allerdings im Hinterkopf behalten, dass die Technologie in der Regel noch nicht perfekt funktioniert. Generative KI ist nicht sofort einsatzbereit und braucht Schulungen, außerdem „halluziniert“ die Künstliche Intelligenz teilweise noch – das heißt sie erfindet gelegentlich einfach Inhalte. Die Redaktion empfiehlt: Überprüfen Sie die Ergebnisse also immer noch einmal auf ihre Richtigkeit. Dafür braucht es jedoch NI – Natürliche Intelligenz. Zumindest so lange, bis die KI-Tools nur noch Ergebnisse liefert, die auch die Schlauesten staunen lässt.

 


Autor:
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