Die Definition „sicherer Arbeitsplatz“ hat in Zeiten von Corona eine neue Definition erfahren: zu viele Arbeitnehmer erschraken ob mangelnder Systemrelevanz oder pandemiebedingtem Arbeitsverbot. Wen wundert’s, dass sich in den vergangenen beiden Jahren die Prioritäten bei der Jobsuche und bei der Jobauswahl verändert haben.
Am schwersten hat es vermutlich die Gastronomie getroffen. Viele Betriebe sind noch immer nicht in der Lage, in den Normalbetrieb zurückzukehren: Weil sich kein Reinigungspersonal mehr findet; selbst viele Stellen im Service und an der Theke sind verwaist. Andere wie die körpernahen Dienstleistungen oder der Einzelhandel durften nicht öffnen beziehungsweise ihrem Handwerk nachgehen. Diese neue Erkenntnis dürfte auch viele in der Berufswahl zur Neuorientierung veranlassen. Profitiert vom Arbeitskräfteüberhang in großen Branchen haben die Logistik und das produzierende Gewerbe, vor allem jene Betriebe, die auf Hochtouren liefen und mangels ausgeprägter Arbeitsteilung gut mit angelernten Kräften zurechtkommen.
Aber auch bei den Jobsuchenden haben sich die Prioritäten verändert, wie jetzt eine eher qualitativ angelegte Umfrage von Xing, Kununu und Pescre ergab. Die verglich die Aussagen potenzieller Arbeitskräfte mit der Einschätzung von Personalverantwortlichen. Das Ergebnis verwundert wenig: die HR-Fachleute schätzen viele Themen anders ein als ihre Klientel.
Gehalt und Sicherheit am wichtigsten
Ganz obenan steht für die wechselwilligen Arbeitnehmer ein angemessenes Gehalt (59 Prozent), mit 43 Prozent folgt das Kriterium Jobsicherheit. Nach den harten folgen die eher weichen Kriterien wie eine angenehme Arbeitsatmosphäre (37 Prozent), flexible Arbeitszeiten (34) und eine Work Life-Balance (27 Prozent). In Bezug auf die Sicherheit unterstrichen zwei von drei der Befragten, dieses Thema habe für sie jetzt eine größere Bedeutung als vor Corona. Das schätzen auch die Personaler so ein. In der Bedeutung des Themas Sicherheit lagen sie aber daneben: Nur gut ein Viertel sieht den Wunsch nach Sicherheit auf Rang eins. Und gerade mal ein Drittel erwartet den Wunsch nach einem höheren Gehalt auf dem ersten Platz.
Wichtigkeit flexibler Arbeitszeiten erkannt
In anderen Punkten haben die Personalverantwortlichen durchaus begriffen, dass sich etwas tun muss. 81 Prozent erwarten, dass es Unternehmen künftig schwer haben werden, wenn sie keine flexiblen Arbeitszeiten anbieten. 47 Prozent der Arbeitnehmer hatten berichtet, dass für sie die Bedeutung flexibler Arbeitszeiten gestiegen sei. 45 Prozent gaben sogar an, dass ein Unternehmen für sie nicht infrage komme, dass sich dem Thema ganz verschließe.
Home-Office wird überschätzt
Beim Thema Home-Office ergaben sich auch neue Erkenntnisse: die Personaler rechnen zu 76 Prozent mit Problemen, falls Homeoffice nicht möglich ist. Aber nicht einmal jeder dritte Beschäftigte bestätigte, dass für ihn ein Unternehmen nicht in Frage kommen würde, wenn es keine Heimarbeitsoption anbieten würde. Drei von vier Bewerbern achten auf ein positives Unternehmensimage, jeder zweite erwartet eine Unternehmenskultur mit offener Kommunikation, Fairness, Respekt und Vertrauen.
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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © insta_photos – adobe stock