Die Bauwende fordert Tempo

Frans Timmermans

Was wird als wichtigstes Thema 2021 in die Annalen der Bau- und Immobilienwirtschaft eingehen? Corona? Mitnichten. Das wichtigste Thema 2021 ist die von der EU- Kommission losgetretene grüne Wende. Die Politik hat lange geredet, jetzt macht sie ernst. Und wie so häufig über Brüssel: Im April 2021 hat die Europäische Kommission ein ambitioniertes Maßnahmenpaket im Rahmen des European Green Deal angenommen, das dazu beitragen soll, mehr Geld in nachhaltige Tätigkeiten zu lenken. Die EU-Klimataxonomie motiviert Anleger dazu, ihre Investitionen auf nachhaltigere Technologien und Unternehmen umzustellen.

Nachhaltigkeit wird zur Pflicht

Eine Richtlinie soll zudem die Berichterstattung von Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit verbessern. Sie verpflichtet bald auch die mittleren Firmen, “dem breiteren Publikum vergleichbare und verlässliche Angaben zum Thema Nachhaltigkeit zur Verfügung zu stellen.“ Es geht dabei nicht nur um Transparenz und den guten Ruf, sondern auch um finanzielle Vorteile etwa bei den Konditionen von Investitionskrediten. 

„Menschen müssen sich von der Illusion verabschieden, dass alles so bleibt, wie es ist, wenn wir nichts tun.“

Frans Timmermans, EU-Kommissar für Klimaschutz

Sozial und ökologisch

Die Zauberformel der europäischen Bauwende lautet Environment, Social, Governance, kurz ESG. Sie stammt aus dem Kapitalmarkt und belegt die ökologische und soziale Nachhaltigkeit sowie gute Unternehmensführung, mit denen auch Investitionen bewertet werden sollen. Die EU setzt das Thema ESG als Gestaltungsmittel für seine klimapolitischen Ziele ein. “Das Thema ESG wird kriegsentscheidend”, sagt der Immobilien-Experte der Deutschen Bank, Klaus Elmendorff. Und die Geschäftsführerin des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft mahnt auf der Vergabeplattform competitiononline.de: „Wer jetzt nicht handelt, den wird es in zehn Jahren nicht mehr geben.“

Konsens in Sachen Klima

Überhaupt herrscht unter dem Eindruck der sich häufenden Katastrophen im Zuge der Klimakrise nahezu ein gesellschaftlicher und parteiübergreifender Konsens in Sachen Klima. Eine Folge: 2021 haben sich noch weitere Rahmenbedingungen geändert. In Glasgow haben die Staats- und Regierungschefs von 197 Ländern operative Weichenstellungen beschlossen, um die Ziele des Pariser Abkommens von 2015 umzusetzen. Die zweite: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik gibt es ein Klimaschutzministerium mit einem grünen Minister Robert Habeck, der auch für den Bereich Gebäudesanierung zuständig ist.

Atemberaubendes Tempo

Die wichtigste Frage ist jetzt, wie Bund, Länder und Kommunen im Verbund mit der Planungs- und Bauwirtschaft die Gebäudesanierung in großem Maßstab vorantreiben wollen. Auch nichtöffentliche Auftraggeber werden den klimaschutzpolitischen Zielen folgen. Klimaschutz-Kommissar Frans Timmermans hat zum Ende des Jahres 2021 den Entwurf der neuen EU-Gebäuderichtlinie vorgestellt. Und diese sieht ein atemberaubendes Tempo bei der Sanierung ineffizienter Gebäude vor.


Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © EU-Parlament