Ein achtsames Umfeld erkennt die Warnzeichen des stillen Burn-outs

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Die Bezeichnung „Burn-out“ kennen mittlerweile viele. Doch der große Bruder hat einen kleinen, den stillen Burn-out. Und der ist ungleich schwieriger zu erkennen und bleibt deshalb auch vom beruflichen wie privaten Umfeld oft so lange unerkannt, bis es zu spät ist. Auf diese Anzeichen müssen Sie achten, wenn Sie mit vermeintlich besonders starken Leistungsträgern arbeiten und leben.

Langsamer und weniger auffällig

Wie der Name schon andeutet, verläuft der stille Burn-out langsamer und weniger auffällig als der klassische Burn-out: Die Betroffenen verdrängen oft die Symptome und wollen es gar nicht wahrhaben, dass irgendwas nicht passt. Sie versuchen nach Kräften, die Fassade eines leistungsstarken Menschen, der ein erfülltes Leben führt, aufrechtzuerhalten. Während beim klassischen Burn-out körperliche Symptome oft deutlich machen, dass etwas nicht stimmt, spielen sich die Zeichen des stillen Burn-outs überwiegend im psychischen Bereich ab. Und das ist besonders riskant, da die Betroffenen so lange unbeirrt weitermachen, bis sie zusammenbrechen.

Besonders Hilfsbereite können gefährdet sein

Die Hauptursachen für einen Burn-out sind oft unveränderte Spannungen und ungelöste Konflikte, sei es im Privatleben oder am Arbeitsplatz. Vom klassischen Burn-out sind häufig Workaholics betroffen, die ihre Grenzen überschreiten und Warnsignale ignorieren. Den stillen Burn-out trifft hingegen oft die, die sehr hilfsbereit sind und gleichzeitig ihre eigenen Bedürfnisse vernachlässigen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, an dem sich Betroffene nur noch überfordert und ausgebeutet fühlen.

Empfindlicher gegen Lärm und Licht

Die Symptome beim stillen wie auch beim klassischen Burn-out sind häufig gleich: Betroffene werden gereizter, nervöser, ungeduldiger und erleben mehr Konflikte. Etwas, das beim stillen Burn-out häufiger auftritt, ist die erhöhte Sensibilität gegenüber Sinneseindrücken. Betroffene finden Lärm, grelles Licht und sogar Berührungen unangenehm und vermeiden Nähe zu anderen. Nicht selten wird ein stiller Burn-out fälschlicherweise als vorübergehende Laune abgetan – vor allem von Betroffenen selbst. Doch ohne angemessene Maßnahmen verstärken sich die Warnsignale und Symptome mit der Zeit. Beim stillen Burn-out wird zudem nicht selten ein fröhliches Gesicht gezeigt, obwohl die Person innerlich komplett erschöpft ist.

Warnsignale, die den Burn-out erkennen helfen

Da Betroffene den stillen Burn-out oftmals verdrängen, bis es zu spät ist, ist es umso wichtiger, dass Mitmenschen – etwa Kollegen und Kolleginnen oder die Familie – bei bestimmten Warnsignalen aufhorchen: Ein Hauptzeichen ist Schlafmangel, besonders wenn Einschlaf- oder Aufwachstörungen auftreten. Auch Zynismus und Sarkasmus – sofern sie normalerweise nicht auftreten – können ebenfalls Hinweise auf ein Burn-out sein. Stimmungsumschwünge bei Nichtigkeiten sowie eine anhaltende Erschöpfung sind weitere deutliche Warnsignale. Betroffene machen häufiger Fehler bei Aufgaben, die zuvor leichtfielen oder haben immer wieder Gedächtnisstörungen. Ein weiteres Warnsignal ist der Rückzug von sozialen Aktivitäten, etwa wenn jemand weniger Kontakt zu anderen sucht. Auch wenn jemand weniger lacht als zuvor, sollte das als Hinweis auf mögliche Probleme verstanden werden.

Das sind ein Folgen eines stillen Burn-outs

Beim Burn-out drohen nicht nur Depressionen sondern auch Auswirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem. Erhöhter Blutdruck und andere Herzkrankheiten können die Folge sein. Bewegungsmangel, welcher oft mit einem Burn-out einhergeht, kann auch zu Übergewicht und weiteren Gesundheitsproblemen führen. Ferner können soziale und berufliche Probleme auftreten, etwa der Verlust von Freundschaften oder des Jobs.

Das hilft gegen stillen Burn-out

Wer den Burn-ot bei sich oder anderen erkennt, hat gute Chancen: Eine klare Kommunikation und eine ebenso klare Bitte um Unterstützung sind die ersten Schritte zur Besserung. Zudem sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Burn-out-Workshops, Coaches und Therapeuten können wertvolle Unterstützung bieten. In frühen Stadien des Burn-outs kann durch Gespräche, Anpassungen der Einstellungen und Stressbewältigungstechniken viel bewirkt werden.

So hilft man als Kollege oder Chef

Die Beobachtungen zu benennen, ist oft schwierig, aber notwendig, damit sich die Situation nicht verschlimmert. Dabei sollte man sensibel und umsichtig vorgehen, um nicht übergriffig zu wirken. Eine gute Methode ist, Beobachtungen als Ich-Botschaft zu formulieren, wie zum Beispiel: “Ich habe den Eindruck, dass du in letzter Zeit viele Aufgaben von anderen übernimmst und deine eigenen Bedürfnisse zurücksteckst. Könnte das sein?” Selbst wenn die Person zunächst abwinkt, wird sie darüber nachdenken.

 


Autor:
Volksbank in Ostwestfalen – Bild © DC Studio – adobe stock