Die EU-Kommission will Europa für auswärtige Fachkräfte attraktiver machen und die Mobilität innerhalb der EU erleichtern. Dazu hat sie einen neuen EU-Talentpool vorgeschlagen, der Arbeitgeber in der EU mit Arbeitsuchenden aus Drittländern zusammenbringen soll. Die Kommission empfiehlt zudem, dass Qualifikationen, die in Drittländern erworben wurden, einfacher anerkannt werden. Dazu kommt die Aufforderung an die Mitgliedstaaten, die Lernmobilität innerhalb der EU zum integralen Bestandteil aller Bildungswege zu machen, von der Schulbildung und der beruflichen Aus- und Weiterbildung bis zur Hochschul- und Erwachsenenbildung und zum Jugendaustausch. Hintergrund der Vorschläge ist der erhebliche Fachkräftemangel in der EU.
Fachkräftemangel in der EU
Die EU sieht sich dauerhaft mit einem Arbeitskräftemangel in verschiedenen Wirtschaftszweigen und auf unterschiedlichen Qualifikationsstufen konfrontiert. Die Arbeitslosenquote ist auch weiterhin niedrig (6,0 Prozent im September 2023), und die Quote der unbesetzten Stellen stieg vergangenes Jahr auf 2,9 Prozent – das ist gegenüber 2012 mehr als das doppelte. Die Herausforderungen für den Arbeitsmarkt werden durch den demografischen Wandel weiter zunehmen. Die EU-Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter wird bis 2030 von 265 auf 258 Millionen zurückgehen. Deshalb müsse die EU Fachkräfteaus aller Welt anziehen.
Migrationsförderung ist alternativlos
Ohne konzertierte Aktion würden diese Entwicklungen den grünen und den digitalen Wandel untergraben, die Wettbewerbsfähigkeit der EU dämpfen. Oder die öffentlichen Dienstleistungen in Bereichen schwächen, die bereits zu wenige Arbeitskräfte haben, wie die Gesundheits- und Langzeitpflege.
Talentpool soll Anwerbung verstärken
Die Kommission schlägt die Einrichtung eines EU-Talentpools vor, um die Anwerbung von Arbeitsuchenden aus Nicht-EU-Ländern für Mangelberufe zu vereinfachen. Ziel ist es internationale Einstellungen zu beschleunigen, indem Arbeitgeber aus einem größeren Reservoir von Kompetenzen und Talenten schöpfen können. Die Teilnahme am EU-Talentpool wird für die Mitgliedstaaten, die das Management der Plattform unterstützen werden, freiwillig sein. Er wird auch Informationen über Einstellungsverfahren und die Lebens- und Arbeitsbedingungen in der EU bieten und klare Schutzvorkehrungen enthalten, die faire Einstellungs- und Arbeitsbedingungen sicherstellen sollen.
Anerkennung von Qualifikationen erleichtern
Die vereinfachte Anerkennung von Qualifikationen und die leichtere Validierung von Kompetenzen, die in Nicht-EU-Ländern erworben wurden, ist von zentraler Bedeutung für Arbeitgeber auf der Suche nach Fachkräften. Und auch für Drittstaatsangehörige, die Zugang zum EU-Arbeitsmarkt suchen und sich in die Aufnahmegesellschaften integrieren möchten. Die EU will ihr derzeitiges Anerkennungssystem modernisieren und an das System anpassen, das für EU-interne Arbeitsmigranten gilt. Ziel ist es, die Arbeit der nationalen Anerkennungsbehörden zu vereinfachen und damit zu beschleunigen, gerade um freie Stellen in Mangelberufen schneller zu besetzen. Damit soll zugleich die „Brain Waste“ genannte Bildungsverschwendung reduziert werden. Ihr Fluch ist, dass Arbeitsmigranten von außerhalb der EU oft unter ihrem Qualifikationsniveau beschäftigt werden.
Auslandserfahrung fördern
Mit der vorgeschlagenen Empfehlung des Rates „Europa in Bewegung – Lernmobilität für alle“ soll die Mobilität in allen Bereichen der allgemeinen und beruflichen Bildung gestärkt werden. Die Mitgliedstaaten werden darin aufgefordert, die Lernmobilität innerhalb der EU zum integralen Bestandteil aller Bildungswege zu machen, von der Schulbildung und der beruflichen Aus- und Weiterbildung – insbesondere der Lehrlingsausbildung – bis zur Hochschul- und Erwachsenenbildung und zum Jugendaustausch. Die Zielvorgaben bis 2030 sind ambitioniert: eine Steigerung der Mobilitätserfahrung auf mindestens 25 Prozent bei Hochschulabsolventen, mindestens 20 Prozent bei Lernenden mit geringeren Chancen und mindestens 15 Prozent bei Auszubildenden.
Startpunkt für Verhandlungen
Das Europäische Parlament und der Rat werden nun über den Kommissionsvorschlag für einen EU-Talentpool verhandeln. Die Kommission wird die Mitgliedstaaten bei der Umsetzung der Empfehlung zur Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen von Drittstaatsangehörigen unterstützen und sie auffordern, über nationale Initiativen, Reformen, bewährte Verfahren und Statistiken zu berichten. Die Empfehlung „Europa in Bewegung“ wird dem Rat zur Prüfung und Annahme vorgelegt.
Initiative im Kontext
Das Paket zur Fachkräftemobilität ist eine Folgemaßnahme der Rede zur Lage der Union 2022, in der Präsidentin von der Leyen die Herausforderungen im Zusammenhang mit der Anerkennung der Qualifikationen von Drittstaatsangehörigen hervorgehoben hat, welche oft ein praktisches Hindernis für die legale Migration bilden. Es baut auf den laufenden Arbeiten am Paket zu Kompetenzen und Talenten und dem neuen Migrations- und Asylpaket auf und leistet einen Beitrag zum laufenden Europäischen Jahr der Kompetenzen, das den Schwerpunkt auf einen strategischen Ansatz zur Bewältigung des Arbeits- und Fachkräftemangels legt.
Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © EU Kommision