Heimischer Arbeitsmarkt braucht eine gute Integration Geflüchteter

KWG Runder Tisch Integration

Sprachliche Hürden, unklarer Aufenthaltsstatus und Zuständigkeitsfragen bei Behörden: Die Herausforderungen für die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt sind für viele Betriebe beträchtlich. Dies zeigte sich auch beim Runden Tisch im InnovationSpin in Lemgo, bei dem sich Mona Neubaur, Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes NRW, mit Vertreterinnen und Vertretern der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, der regionalen Kreishandwerkerschaften, Unternehmen sowie weiteren Institutionen in Ostwestfalen-Lippe austauschte.

Arbeitspotenziale besser nutzen

Ministerin Mona Neubaur betonte, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel angesichts des demografischen Wandels immer stärker voranschreite. Vor diesem Hintergrund stelle sich zunehmend die Frage, wie Arbeitspotenziale Geflüchteter für die Wirtschaft in NRW genutzt werden könnten.

Handwerk als Motor der Integration

Heiner Dresrüsse, Vizepräsident der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, erklärte: „Es gibt bereits verschiedene Anlaufstellen, die über Integration beraten und informieren. Es braucht jedoch eine stärkere Verzahnung der Angebote und bessere Übersichtsmöglichkeiten für Betriebe“. Schon heute hätten rund 1.200 Auszubildende im ostwestfälisch-lippischen Handwerk einen ausländischen Pass, die Zahl Auszubildender mit Migrationshintergrund gehe noch deutlich darüber hinaus. „Das beweist: Das Handwerk ist ein zentraler Motor der Integration“, so der Vizepräsident.

Abbau bürokratischer Hürden nötig

Auch Mickel Biere, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Paderborn-Lippe, erklärte, dass das Handwerk Vielfalt begrüße und seine gesellschaftliche Verantwortung ernst nehme. Damit die Betriebe dieser Verantwortung aber künftig gerecht werden könnten, brauche es einen Abbau bürokratischer Hürden.

Bessere Vernetzung wünschenswert

Das unterstrich auch Stefan Raabe, Geschäftsführer der Raabe Dachdeckermeister GmbH & Co. KG in Lemgo. Über einen Lehrer lernte Raabe Awine Ayaba kennen. Dieser absolvierte zunächst ein regelmäßiges Tagespraktikum im Betrieb. Raabe war beeindruckt von dem Willen des jungen Mannes und bot ihm schließlich eine Ausbildung zum Dachdecker mit dem Schwerpunkt Dachdeckungstechnik an. Die Ausbildung schloss der heute 30-Jährige schließlich erfolgreich im Jahr 2021 ab und arbeitet seitdem als Geselle im Betrieb. Raabe freute sich über die Entwicklung von Ayaba, der eine „Stütze seines Betriebes“ sei, betonte jedoch zugleich, dass der Austausch mit den zuständigen Behörden für seinen Betrieb eine große Hürde gewesen sei. Der Dachdeckermeister wünschte sich eine bessere Vernetzung der staatlichen Institutionen und eine stärkere Digitalisierung der Prozesse, um bereits übermittelte Informationen nicht mehrfach vorlegen zu müssen. Das wäre gerade für Handwerksbetriebe eine Erleichterung, die häufig nicht über die erforderlichen Ressourcen für den zeitintensiven Umgang mit Behörden verfügten.

Hilfe bei Behördengängen

Katharina Ellemund, Geschäftsführerin des Metallverarbeitungsunternehmens Fried Ellemund GmbH & Co. KG in Preußisch Oldendorf, berichtete ebenfalls über ein Beispiel gelungener Integration in ihrem Betrieb: 2020 kam Joao Ledjo Ngangu aus Angola nach Deutschland und war zunächst in einer Flüchtlingsunterkunft in Preußisch Oldendorf untergebracht. Der Kontakt zwischen Ngangu und dem Betrieb kam schließlich über Hildegard Kuckuk, Mitarbeiterin im Projekt „Passgenaue Besetzung – Willkommenslotsen“ bei der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, zustande. Kuckuk unterstützte den Betrieb bei der Kommunikation mit der Arbeitsagentur, der Ausländerbehörde und dem Kommunalen Integrationszentrum und wies auf die Möglichkeit einer Einstiegsqualifizierung hin. Nachdem Ngangu diese von Dezember 2022 bis Juli 2023 absolviert hatte, begann er im August des vergangenen Jahres eine Ausbildung zum Zerspanungsmechaniker mit der Fachrichtung Drehtechnik im Betrieb. Der 34-Jährige möchte seine Ausbildung abschließen und im Anschluss als Facharbeiter bei Ellemund mitanpacken.

HWK schickt Willkommenslotsin

Im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderten Projektes „Passgenaue Besetzung – Willkommenslotsen“ unterstützt die Handwerkskammer OWL zu Bielefeld Ausbildungsbetriebe bei der Rekrutierung von geflüchteten Menschen für Ausbildung und Beschäftigung. Gemeinsam mit dem Unternehmen wird ein Beschäftigungsprofil erstellt. Anschließend sucht die Handwerkskammer nach geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern und schlägt den Ausbildungsbetrieben schließlich geeignete Kandidatinnen und Kandidaten vor. Ansprechpartnerin ist Hildegard Kuckuk in der HWK-Berufsbildung, Projekte Fachkräftesicherung, Telefon 0521 5608-324, E-Mail hildegard.kuckuk@hwk-owl.de.

 

 


Autor:
Volksbank in Ostwestfalen – Bild © HWK OWL