Kaum eine Branche hat sich in den letzten zehn Jahren so stark verändert wie die Landwirtschaft. Dies beweist die jüngste Landwirtschaftszählung des Statistischen Bundesamts, die die wichtigsten Fakten von 2010 und 2020 gegenüberstellt.
Die Zahl der Betriebe ist um weiter zwölf Prozent gesunken: 263.500 waren es zuletzt – sogar 40 Prozent weniger als noch 20 Jahre zuvor. Und diese gut 2650.00 Betrieb beschäftigen gerade einmal 937.000 Arbeitskräfte – 13 Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Die Gründe liegen in der zunehmenden Aufgabe der Tierhaltung und in der fortschreitenden Technisierung der größeren Betriebe. Und auch darin, dass immer mehr Arbeit von Lohnunternehmen erbracht wird. Knapp die Hälfte aller Mitarbeitenden sind Familienangehörige. Nur ein Viertel ist dauerhaft angestellt, knapp ein Drittel sind Saisonkräfte.
Große verdrängen die kleinen
Aber die Betriebe werden im Durchschnitt größer: von 56 auf 63 Hektar im bundesweiten Mittel. Regional sieht es anders aus: Im Süden sind die Betriebe mit 36 Hektar im Mittel sehr klein, im Norden mit 81 in Schleswig-Holstein und 73 in Niedersachsen mehr als doppelt so groß. Die größten Höfe gibt es nach wie vor im Osten: In Mecklenburg und Sachsen-Anhalt beträgt das Format 282 und 267 Hektar.
Viele gaben Milchkühe und Schweine ab
Besonders deutlich wird der Wandel in der Tierhaltung: Die Zahl der Betriebe mit Nutztierhaltung ist um 20 Prozent geschrumpft; die Zahl der Schweinehalter hat sich sogar halbiert. Auch die Zahl der Milchviehbetriebe schrumpfte um 40 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zahl der Tiere pro Betrieb: so von 459 auf 827 Schweine – ein Beweis für die zunehmende Industrialisierung der Tierhaltung. Besonders intensiv ist diese in NRW und Niedersachsen: Mehr als die Hälfte des deutsche n Geflügels wird in Niedersachsen gehalten, die Hälfte aller deutschen Schweine konzentriert sich auch auf diese beiden Bundesländer. Die meisten Rinder stehen hingegen in Bayern (26 Prozent).
Tierhaltung nur teilweise besser
Viel investiert wurde in die Großtierhaltung: Bei den Rindern hat sich die Haltung in Freilaufställen von 73 auf 83 Prozent erhöht. Die Anbindehaltung ist um 62 auf zuletzt 10 Prozent zurückgegangen. Bei den Schweinen stehen heute mehr als je zuvor auf Vollspaltenböden: 80 Prozent. Zehn Jahre zuvor waren es noch 68 Prozent. Beim Geflügel hat die Freilandhaltung fast verdoppelt: von 7,1 auf 18,9 Mio. Tiere. In Käfigen – die ab 2025 verboten sind – eben derzeit nur noch 4 Prozent aller Legehennen.
Weniger Raps – mehr Mais
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche schmolz im vergangenen Jahrzehnt erneut leicht ab, um ein Prozent auf 16,6 Mio. Hektar. 70 Prozent davon sind Ackerland, 28 Prozent Wiesen und Weiden. Der Rest entfällt auf Obst, Wein und andere Dauerkulturen. Verändert hat sich auch der Anbau: Winterraps nimmt um 34 Prozent weniger Fläche ein, Silomais hat um 26 Prozent zugelegt. Der Anbau von Zwischenfrüchten ist um zwei Drittel angestiegen – sicher wegen der Subvention zum Schutz des Grundwassers.
Zehn Prozent Öko-Landwirtschaft
Die Zahl der Öko-Betriebe ist um 60 Prozent gestiegen. In Summe machen sie aber gerade erst einmal zehn Prozent aller Höfe aus. Auf 1,6 Mio. Hektar wird heute gewirtschaftet, das entspricht 9,6 Prozent der Gesamtfläche. Bei den Tieren ist der ökologisch gehaltene Anteil am Gesamtbestand bei den Ziegen mit 34 Prozent und bei den Schafen mit 14 Prozent am höchsten. Bei den Rindern sind es acht Prozent, beim Geflügel fünf und bei den Schweinen nur noch 1 von 100.
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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © Freesurf – adobe stock