Die Corona-Krise hat dem weltweiten stationären Einzelhandel einen schweren Schlag verpasst – das wird niemand bestreiten. Viele kleinere und inhabergeführte Händler haben in den vergangenen Monaten das Handtuch geschmissen und ihre Geschäfte aufgeben müssen. Mit einem mehrgleisigen Vertrieb können Unternehmer das Risiko von Umsatzeinbußen reduzieren – einige Beispiele finden Sie in diesem Artikel.
Hinter den klassischen Einzelhändlern mit Ladenlokalen liegen herausfordernde anderthalb Jahre. Mehrere harte Lockdowns und zahlreiche Restriktionen erschwerten den Geschäftsleuten in 2020 und zu Beginn des Jahres 2021 ihren Vertrieb. Auch im Mindener Land blieben zahlreiche Geschäfte komplett geschlossen oder durften mit – zum Teil sehr hohen Auflagen – in reduziertem Umfang wieder öffnen.
Auch bei der klassischen Laufkundschaft kam angesichts von negativen PCR-Tests, Händedesinfizieren und dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes nicht so recht Kauflaune auf. Viele Kundinnen und Kunden blieben lieber zu Hause und kauften vom Sofa oder Küchentisch bei Online-Händlern ihres Vertrauens. Noch nie zuvor waren Online-Shops so stark frequentiert wie in den vergangenen 18 Monaten. Nach Berichten der Logistik-Dienstleister wie DHL, Hermes und dpd hat sich das Paketvolumen im Vergleich zum Zeitraum vor Corona mehr als vervierfacht.
Warum nicht das Beste aus beiden Welten – das Vertrauen in die (Beratungs-)Leistung des stationären Händlers und die Flexibilität eines Online-Shops verbinden? Immer mehr Händler setzen auf ein weiteres Standbein ihres Unternehmens im Internet. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche lang kann im digitalen Laden munter eingekauft werden.
Ist es nicht besonders aufwändig neben dem Ladengeschäft noch einen Online-Shop aufzubauen und zu pflegen? „Einen eigenen Webshop zu betreiben muss nicht schwierig sein“, weiß Lars Wellhöner, Projektmanager Digital beim KonText Kontor in Halle/Westfalen. Viele Jahre betreute Wellhöner Online-Shops großer und mittelständischer Unternehmen und setzte beim größten deutschen Buchhändler Thalia eine Omni-Channel-Strategie mit um. „Für jede Unternehmensgröße gibt es passende und skalierbare Shop-Systeme. Wichtig ist nur die Verknüpfung an die bereits bestehenden Vertriebs- und Logistikwege und ein einfacher Einkauf für den Kunden.“
Wer nicht auf einen eigenen Online-Shop mit Systemen wie WordPress oder Shopware setzen möchte, der kann sich für einen oder mehrere der sogenannten Online-Marktplätze entscheiden. „Bei Amazon-Marketplace, ebay, etsy, real.de und vielen weiteren Marktplätzen nutzen Verkäufer die Struktur und Sichtbarkeit der großen Betreiber“, beschreibt Wellhöner einige der Vorteile. Auch das eigene Erstellen eines Designs, die Zahlungsabwicklung sowie die Wartung des eigenen Online-Shops entfällt bei den Marktplatzbetreibern. „Dafür nehmen die Marktplätze neben einer Grundgebühr meistens noch einen bestimmten Prozentsatz des Kundenbons“, erklärt der eCommerce-Experte weiter.
Ob ein eigener Online-Shop oder ein Marktplatz-Shop als Ergänzung zum klassischen, stationären Vertrieb sinnvoll sind, muss immer im Einzelfall entschieden werden. Wichtigste Voraussetzung in beiden Fällen ist vor allem der Wille und die Bereitschaft des Inhabers sich mit den Chancen und Risiken des eCommerce auseinander zu setzen. Und auch so viel ist klar: für den reinen, klassischen Tante-Emma- oder Spielwarenladen im Dorf wird es in Zukunft nicht einfacher werden gute Gewinne ohne eCommerce abzuschließen.
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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © WavebreakMediaMicro – adobe stock