Landwirtschaft ist ohne Boden nicht möglich. Immer öfter gehören die Äcker, auf denen sie wirtschaften, aber nicht mehr den Bauern. Sie müssen die Flächen teuer pachten – von Finanzinvestoren und institutionellen Anlegern. Dabei unterscheiden sich die Pachtpreise innerhalb der EU gewaltig. Das bereitet Sorgen, das bietet aber auch Chancen. Einblicke in einen sich stark verändernden Markt:
Niederlande noch überhitzt
Am teuersten war die Pacht im Jahr 2020 in den Niederlanden, in Italien, in Dänemark und auch in Griechenland. In diesen Ländern müssen die Bauern zum Teil deutlich höhere Pachtpreise zahlen als in Deutschland. Dabei weisen diese Länder in fast jede Hinsicht unterschiedliche Strukturen und Bedingungen auf. In den Niederlanden – mit einem offiziellen durchschnittlichen Pachtpreis (Ackerland und Grünland) von zuletzt 819 Euro je Hektar, müssen die Landwirte mehr als doppelt so viel zahlen wie ihre Kollegen in Deutschland (mit durchschnittlich 329 Euro). Dabei gibt es jedoch Regionen in Deutschland, wo die Pachtpreise deutlich über 1.000 Euro liegen.
Zupachten ist extrem schwierig
Der niederländische Pachtmarkt wird allerdings streng reguliert und staatlich kontrolliert. Gleichzeitig liegt der Pachtflächenanteil in den Niederlanden nur bei etwa 25 Prozent. Betriebliches Wachstum über Zupacht ist also extrem schwierig. Das ist auch der Grund, warum es in den Niederlanden (und auch in Belgien) einen so genannten grauen Pachtmarkt gibt. Dort werden Flächen außerhalb der staatlichen Kontrollmechanismen zum Teil für 50 Prozent über Wert verpachtet, berichten Wissenschaftler.
Italien und Dänemark teuer
Fast so teuer wie in den Niederlanden ist die Pacht für die Bauern in Italien. Im Jahr 2020 waren es 837 Euro je Hektar und damit 18 Euro mehr als im Vorjahr – in einzelnen Regionen lagen die Pachtpreise ebenfalls deutlich über 1.000 Euro. Dabei ist die Produktivität in Italien erheblich geringer als in den Niederlanden oder Dänemark. Der Grund für die hohen Preise: Weniger als 30 Prozent der bewirtschafteten Fläche sind überhaupt Pachtland, der Rest ist Eigentum – also ebenfalls ein sehr kleiner Markt. Mit Pachtpreisen von 557 Euro je Hektar im Jahr 2020 (plus 13 Euro zum Vorjahr) folgt Dänemark auf Position drei im Ranking der europäischen Pachtpreise – das sind immerhin 70 Prozent höhere Pachten als in Deutschland zu zahlen sind.
Frankreich und Spanien billiger
In einigen großen Agrarländern, wie in Frankreich, Spanien oder auch in Polen, sind die Pachtpreise hingegen erheblich niedriger als in Deutschland. So mussten die Bauern in Frankreich im Jahr 2020 durchschnittlich nur 147 Euro je Hektar zahlen und damit ähnlich viel oder wenig wie im Jahr zuvor. Außerdem sind die französischen Pachtpreise seit 2016 sogar um etwa 50 Euro je Hektar zurückgegangen. Auch in Frankreich gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Regionen.
In Osteuropa locken die Schnäppchen
Am niedrigsten sind die Pachtpreise weiterhin in vielen Ländern Osteuropas – auch wenn der Anteil Pachtland und auch die Betriebs-Struktur zwischen den Ländern sehr unterschiedlich sind. So werden in Polen, mit vielen kleinen Betrieben, gerade einmal 20 Prozent der Flächen als Pachtland bewirtschaftet – der Rest ist Eigentum. Die polnischen Pachtpreise waren zuletzt mit 175 Euro dennoch sehr niedrig.
Anders ist die Lage in Tschechien oder der Slowakei – hier dominieren wie in Ostdeutschland die Großbetriebe: Der Pachtlandanteil ist in diesen Ländern besonders hoch, liegt bei 83 und 89 Prozent. Gleichzeitig bewegen sich die Pachtpreise mit 124 Euro je Hektar in Tschechien und gerade einmal 57 Euro in der Slowakei am unteren Ende der europäischen Pachtpreisskala.
Im Baltikum steigen die Pachtraten
Das gleiche gilt auch für die baltischen Länder, mit Pachtpreisen zwischen 71 und 105 Euro je Hektar. Allerdings ging es hier 2020 mit den Raten deutlich nach oben. In Ungarn mit einem Pachtflächenanteil von 56 Prozent und einer relativ gemischten Betriebsstruktur, mussten die Bauern 2020 etwa 173 Euro zahlen – und damit so viel wie im Vorjahr. Grund für steigende Pachten sind landwirtschaftliche Großbetriebe, die deswegen einwandern. Und der wachsende Hunger institutioneller Anleger auf Grund und Boden in Ermangelung anderer Alternativen.
Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © Zoran Zeremski – adobe stock