Die zu Anlagezwecken gehaltenen Goldbestände der privaten Haushalte in Deutschland sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Mittlerweile übersteigen sie die Goldreserven der Bundesbank sogar bei weitem.
Dass Zentralbanken rund um den Globus ihre Goldnachfrage in den letzten Quartalen stark erhöht haben, ist allgemein bekannt. Dass aber auch private Anleger ihre physischen Goldbestände in den letzten Jahren deutlich aufgestockt haben, wird häufig übersehen, schreibt Analyst Thomas Kulp in einem Dossier der DZ Bank.
9.000 Tonnen in den Tresoren
Dies, so Kulp, werde besonders beim Blick auf die Goldbestände deutscher Privathaushalte deutlich: Rund 9.000 Tonnen Gold befinden sich laut einer Studie der Steinbeis-Hochschule Berlin derzeit in deren Besitz – fast das Dreifache der Goldreserven der Bundesbank. Und die gilt als die Notenbank mit den zweithöchsten Goldreserven weltweit. Zur Veranschaulichung: Der Wert physischen Goldes hierzulande entspricht rund 750 Milliarden US-Dollar. Oder etwa 20 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts. Dabei entfallen knapp 60 Prozent des hierzulande in Privatbesitz befindlichen Goldes auf Anlagekäufe, der Rest ist auf den Erwerb von Goldschmuck zurückzuführen.
Schutz vor Inflation
Verschiedene Gründe führen, so Analyst Kulp, derzeit zu einer erhöhten Nachfrage nach Gold. Insbesondere die globalen (geo-)politischen Unsicherheiten verleihen dem gelben Edelmetall in seiner Funktion als sicherer Hafen Rückenwind. Auch die Aussicht auf Leitzinssenkungen durch die großen Notenbanken erhöht die Attraktivität des Edelmetalls. Auch für die deutschen Privathaushalte scheint aber vor allem ein anderer Faktor die Nachfrage zu bestimmen: Der Schutz vor Inflation beziehungsweise die Angst vor steigender Inflation. Gold, so Kulp, kann als Puffer gegen den Kaufkraftverlust des Papiergeldes agieren.
Immer mehr Junge kaufen Gold
Der Steinbeis-Studie zufolge gaben sogar mehr Leute aus der sogenannten Gen Z an, zuletzt Gold erworben zu haben als ältere Befragte. Hintergrund dürfte sein, dass die junge Generation derzeit zum ersten Mal hohe Inflation bewusst miterlebt, was sich in ihrem Anlageverhalten bemerkbar macht. Hinzu kommt, dass der leichte Zugang zu Goldmünzen und -barren, der über die Banken und verschiedene Online-Anbieter deutlich einfacher ist als in der Vergangenheit, deshalb auch die Schwelle für den privaten Goldkauf senkt.
Nachfrage dürfte hoch bleiben
Auch wenn der aktuelle Höhenflug des Goldpreises einige Anleger zum Verkauf ihrer Goldbestände verleiten könnte, ist der Kampf gegen die Inflation noch nicht endgültig gewonnen und die geopolitischen Risiken scheinen derzeit nicht abzunehmen. Thomas Kulp, Analyst der DZ Bank, geht davon aus, dass „diese Faktoren, gepaart mit dem Wunsch vieler Menschen, sich in einer digitalen Welt teilweise mit einem physischen Vermögenswert abzusichern, die private Nachfrage nach Gold in Deutschland auch langfristig stützen werden“.
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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © Zhu Difeng – adobe stock