Steigender Krankenstand erhöht die Kosten und drückt den Umsatz

no-name

Ein hoher Krankenstand macht vielen Arbeitgebern Sorgen: Nach 6,6 Prozent im November steigt die von den gesetzlichen Krankenkassen ermittelte Quote im Dezember 2023 sogar auf 8,9 Prozent. Das war nicht nur die höchste Quote, die in den letzten Jahrzehnten überhaupt in einem Monat gemessen wurde. Auch im Jahresdurchschnitt 2023 fiel der Krankenstand mit 6,1 Prozent so hoch aus wie noch nie seit dem Jahr 1980.

Für die Arbeitgeber bedeutet das steigende Kosten: Bereits 2022 hatten diese nach Schätzung des Instituts der deutschen Wirtschaft die 70-Mrd.Euro-Marke übersprungen. Unter Berücksichtigung des weiter gestiegenen Krankenstandes, von Lohnsteigerungen und damit verbundenen höheren Sozialversicherungsbeitragssätzen dürften die Kosten im Jahr 2023 auf rund 75 Mrd. Euro gestiegen sein.

Für die Wirtschaft sind jedoch die Produktionsausfälle das oft größere Problem. Hier und da gelingt es, durch Überstunden der Kollegen, durch Home-Office oder durch das Nacharbeit diese zu minimieren. Nach Berechnungen des Instituts für Weltwirtschaft kann ein erhöhter Krankenstand im Durchschnitt jedoch nur bis zur Hälfte kompensiert werden. Umsatzausfälle durch Krankheit haben viele Firmen in 2023 verzeichnen müssen.

Rund ein Drittel nie krank

Genau hingeschaut hat die DAK-Krankenversicherung: 64,5 Prozent der Beschäftigten fehlten 2023 laut ihrer Krankenstandsanalyse zufolge mindestens einmal bei der Arbeit. Nur gut ein Drittel (35,5 Prozent) der bei der DAK versicherten Berufstätigen war gar nicht krankgeschrieben. Zum Teil erklärt sich die DAK den hohen Krankenstand mit der Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU): Seit Anfang 2022 gehen Krankmeldungen vom Arzt direkt an die Krankenkassen und müssen nicht mehr von den Versicherten selbst eingereicht werden.

Die fünf häufigsten Gründe

Die Krankenstandsanalyse der DAK liefert zudem genauere Einblicke in die häufigsten Gründe für Krankmeldungen. Die Top 5 waren in 2023:

  1. Atemwegserkrankungen

Mit 20,6 Prozent vom Anteil der Gesamtfehltage waren Atemwegserkrankungen der häufigste Grund für eine Krankmeldung – ein Anstieg von 0,7 Prozent gegenüber dem Rekordwert aus 2022. Allein wegen Husten, Schnupfen und Bronchitis kamen auf 100 Versicherte 415 Fehltage.

  1. Rückenschmerzen & Co.

Eine große Schwachstelle der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer war wie schon in den Vorjahren der Rücken: 22,7 Prozent aller Arbeitsausfälle gingen 2023 auf Rückenschmerzen, Bandscheibenschäden oder andere Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems zurück.

  1. Psychische Erkrankungen

Die Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen gingen im Vergleich zu 2022 um 7,4 Prozent hoch: von 301 auf 323 Fehltage je 100 Beschäftigte.

  1. Verletzungen und Vergiftungen

Auf Platz vier der häufigsten Krankheitsgründe landen typische Unfallfolgen wie Knochenbrüche, Verrenkungen, Schnittwunden oder Gehirnerschütterungen sowie Vergiftungen. Sie verursachten 205,4 Fehltage pro 100 Versicherte.

  1. Infektionen

Bakterielle Infektionen wie Meningitis, aber auch Blutvergiftung (Sepsis) oder Infektionen nach Operationen verdrängten „Äußere Ursachen und Faktoren“ von Rang 5, zu denen in 2022 auch die Corona-Infektionen gezählt wurden. Krankschreibungen wegen Covid-19 gingen 2023 laut dem DAK-Report um 61 Prozent zurück.

 


Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © DC Studio – adobe Stock