In Zeiten eines sich weiter verschärfenden Fach- und Arbeitskräftemangels sind immer mehr Unternehmen auf der Suche nach Vorteilen, die sie – im Gegensatz zu den unmittelbaren Wettbewerbern – potenziellen Arbeitskräften bieten können. Die besonders gewitzten suchen dabei nach jenen Benefits, die viel hermachen, aber selten genutzt werden, damit sie das Unternehmen wenig kosten. Was möglich ist, zeigt sich hier im Themenbereich „Urlaub“. Die Ergebnisse stammen aus der jüngsten Personalleiterbefragung von Randstad und ifo.
Ein Viertel bietet Sabbatical
Bis zu ein Jahr Auszeit? Das klingt gut. Sabbatjahr nennt sich das und ist eine befristete Freistellung – zur Genesung, Erholung, zum Hausbau oder zur Lösung privater Probleme. Rund ein Viertel der befragten Unternehmen bieten diese Möglichkeit an. In 59 Prozent ist diese Auszeit nicht möglich. Allerdings wird das Sabbatjahr mit zunehmender Firmengröße häufiger gewährt: Nur 9 Prozent der kleinen, aber 54 Prozent der großen Unternehmen haben dieses Angebot. Die Akzeptanz – oder auch die damit verbundene Gefahr, dass dieses Angebot zu häufig genutzt wird – ist gering: Unter einem Prozent der Belegschaft machen davon Gebrauch. Sie melden sich für durchschnittlich 99 Tage ab – in Konzernen ein paar Tage länger, in kleinen Unternehmen nur 36 Tage.
Eine Hälfte bietet Bildungsurlaub
Eine weitere Möglichkeit ist der Bildungsurlaub: Dieser ist in fast allen Bundesländern gesetzlich geregelt – nur in Bayern und Sachsen fehlt dieser Anspruch. Trotzdem bieten ihn in Bayern 40 Prozent und in Sachsen 31 Prozent der Unternehmen an. Aber 88 Prozent der befragten Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern. Die Möglichkeit besteht insgesamt in 59 Prozent der Firmen. Allerdings nehmen im deutschen Durchschnitt nur 3,5 Prozent der Beschäftigten das Angebot auch wahr. Dennoch schwanken die Quoten stark: In Niedersachsen nutzen 2,4 Prozent der Arbeitnehmer die Chance auf Weiterbildung, in NRW sind es 3,0 Prozent. Eine recht hohe Akzeptanz findet die Offerte hingegen in den Stadtstaaten Bremen (10,9 Prozent) und Hamburg (7,6 Prozent); Schleswig-Holstein liegt mit einem Anteil von 5,6 Prozent auf Rang drei.
57 Prozent zahlen Urlaubsgeld
Ob Unternehmen jährlich Urlaubsgeld auszahlen, hängt nicht nur von der Größe ab, sondern auch vom Wirtschaftsbereich: Am häufigsten zahlen Großunternehmen (76 Prozent) und Industriebetriebe (78 Prozent) Urlaubsgeld an ihre Beschäftigten. Je kleiner das Unternehmen, desto seltener wird der Bonus gewährt. Im Dienstleistungssektor zahlen lediglich 41 Prozent der Unternehmen Urlaubsgeld aus. Im Mittel sind es 57 Prozent aller befragten Firmen.
Auch in der Art und Höhe der Auszahlung zeigen sich Unterschiede: Knapp zwei Drittel, nämlich 62 Prozent, beziehen die Höhe des Urlaubsgeldes auf das Bruttogehalt, während in 38 Prozent der befragten Unternehmen das Urlaubsgeld als Pauschale ausbezahlt wird. Zahlen Unternehmen das Urlaubsgeld als einen Anteil am Bruttolohn, sind es im Schnitt 55 Prozent, wobei sich die unterschiedlichen Wirtschaftsbereiche ähnlich verhalten.
Tolle Idee: Arbeiten im Urlaub
Gerade einmal 8 Prozent der deutschen Firmen bieten ihrer Belegschaft die Möglichkeit, ihre Arbeit am Urlaubsort zu erledigen, neudeutsch auch Workation genannt. Teilweise wird dabei die Arbeitszeit verringert. „Im Wettbewerb um Fachkräfte kann dies ein Mittel sein, um Beschäftigten eine bessere Work-Life-Balance zu ermöglichen“, sagt Julia Freuding aus der ifo-Niederlassung in Fürth. Genutzt wird es bislang allerdings nur von 3,3 Prozent der Belegschaft jener Firmen, die es auch anbieten.
Bei Dienstleistern bieten 10 Prozent der befragten Unternehmen Remote-Arbeit auch vom Urlaubsort an. In der Industrie sind es 8 Prozent, im Handel nur 2 Prozent. Die Dauer reicht der Umfrage zufolge von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Monaten. „Diese Arbeitsform ist nicht in jedem Beruf möglich, wird aber dort an Bedeutung gewinnen, wo sich das Homeoffice schon etabliert hat“, erwartet die Studienleiterin. Besonders attraktiv dürfte das Modell für Paare sein, bei denen ein Partner mehr Urlaub hat als der andere, zum Beispiel als Lehrer.
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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © Oscargutzo – adobe stock