Wird Atomkraft noch einmal zum Thema?

Atomkraft

Die nächste Bundesregierung wird alle Hände voll zu tun haben. Viele Probleme drängen, eines davon ist die Sicherung der Energieversorgung über den beschlossenen Atomausstieg hinaus.

Schon die rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Gerhard Schröder war sich im Jahr 2000 einig, dass die deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet werden müssen. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima – im März 2011 – wurde daraus ein Konsens aller großen Parteien: Im kommenden Jahr 2022 sollen laut Atomgesetz die letzten deutschen Kernkraftwerke vom Netz gehen. Auch in Belgien (bis 2025), in der Schweiz (2034) und in Spanien (bis 2035) sind Termine für den Ausstieg gesetzt.

Termin steht – Ersatz noch nicht

Die Produktion regenerativer Energie ist Jahr für Jahr gewachsen, sie macht bereits rund 50 Prozent der Nutzung aus. Das reicht nach Expertenmeinung aber bei weitem noch nicht aus für eine sichere Versorgung. Auch die dringend benötigten Stromautobahnen, die Wind- und Wasserkraft aus dem Norden zu den Großverbrauchern im Süden Deutschlands transportieren sollen, sind nur in Teilen fertig. Neue Backup-Kraftwerke wie Gas-Turbinen, die die Versorgung in windstillen Nächten übernehmen, wurden nicht in ausreichender Zahl gebaut. Der Zielkonflikt, deutsche Atomkraftwerke abzuschalten, ohne danach Atomstrom aus den Nachbarländern exportieren zu müssen, ist bislang ungelöst.

Klimaziele ohne Atom nicht erreichbar

Nach jüngst veröffentlichter Ansicht der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa (UNECE) und der Internationalen Energieagentur (IEA) der OECD sind die gesetzten Klimaziele ohne eine Weiternutzung der Atomkraft nicht erreichbar. Laut UNECE betreiben derzeit 20 Länder weltweit Atomkraftwerke. In 15 Ländern werden gerade neue gebaut. In der UNECE-Region sind momentan 292 Reaktoren in Betrieb, sechs davon noch in Deutschland. 70 Reaktoren wurden seit dem Jahr 2000 abgeschaltet.


Autor:
Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © kaprikfoto – adobe stock