„Wir erwarten im Frühjahr und Sommer eine kräftige Erholung der weltweiten Wirtschaft.“ Mit diesem Statement fasst Dr. Michael Holstein, Chefvolkswirt der genossenschaftlichen Zentralbank DZ BANK, die Erwartungen für 2022 zusammen. Holstein geht von 3,2 Prozent Wachstum im laufenden Jahr aus und erwartet auch für das Jahr 2023 eine Weiterentwicklung in ähnlicher Größenordnung.
Rund 1.800 Unternehmer und Banker aus ganz Deutschland verfolgten am 1. Februar nach einer Begrüßung durch Uwe Berghaus, Vorstand Firmenkunden und Investitionsförderung der DZ BANK, deren Videokonferenz zur jüngsten Wirtschaftsprognose. Im Fokus: Die Entwicklung der Märkte, der Inflation, der Zinsen, der Währungen und der Aktien. Holstein und sein Team gehen davon aus, dass die Inflation mit mehr als 5 Prozent zur Jahreswende 2021/2022 ihren aktuellen Höhepunkt erreicht hat. Aber sie werde auch nur langsam sinken. Treiber seien die Preise für Energie und Nahrungsmittel, aber auch die steigenden Kosten für Dienstleistungen aller Art.
Ende der Nullzinsen nicht in Sicht
Für Sonja Marten, Leiterin des Bereichs Devisenresearch der DZ BANK, stellte sich die Frage, ob das Jahr 2022 eine geldpolitische Wende markiert. Oder gar das Ende der Nullzinspolitik.
„Unsere aktuelle Inflation ist zum einen pandemiebedingt und wird zum anderen durch geopolitische Spannungen getrieben“, berichtete die Chefanalystin. Die aktuelle Lage sei am besten mit dem Ölpreisschock der 70er-Jahre zu vergleichen – ebenfalls eine angebotsseitig getriebene Inflation. „Das Anheben der Zinsen würde die Spritpreise nicht senken und die Waren aus China nicht schneller heranbringen.“ Für die Eurozone erwartet sie kein schnelles Ende der Nullzinsphase: „Die EZB setzt auf das Prinzip Hoffnung, versucht, die aktuelle Situation auszusitzen.“ Parallel hat die Bank of England schon die Leitzinsen angehoben wie auch Zentralbanken in einigen Schwellenländern. Auch von der FED, die Zentralbank der USA, würden Zinsabhebungen erwartet.
Aktienkurse auf dem Weg nach oben
Christian Kahler, Chefstratege für den Bereich Geldanlagen, erwartet einen zyklischen Aufschwung für den Aktienmarkt. Vor allem die Konzerne profitierten von dem Aufschwung: „Wir erwarten in diesem Bereich ordentlich steigende Kurse.“ Der Trend gehe aktuell in nachhaltige Anlagen. Dabei müsse man wissen, dass in vielen Indizes gerade die großen Technologieunternehmen hoch gewichtet seien. Er empfahl den Anlegern, bei ihren Orders weniger auf die Kurse, sondern mehr auf die Perspektiven des Geschäftsmodells zu achten. So seien gerade jüngere Anleger auf junge
Technologieanlagen wie Peloton, Fiverr, Zoom oder Bitcoin angesprungen und genauso schnell verschwunden, nachdem diese ihre kurzfristigen Gewinnerwartungen enttäuscht haben. Kahler empfiehlt mehr Ausdauer, sich auf die Erfolgsbranchen zu fokussieren und dort auf die jeweiligen Marktführer zu setzen. Wer den Schutz vor Inflation suche, sei bei Aktien genau richtig. Wem hohe Sicherheit wichtig sei, solle die Aktienindizes wie MSCI Welt, S&P 500 oder Euro Stoxx 50 in den Fokus nehmen.
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Volksbank Herford-Mindener Land – Bild © adobe stock